analogia fidei
Zu Lesung am 9. Sonntag im Jahreskreis
Das Sohnesopfer Abrahams, die Verwandlung und die analogia fidei mit Christus
Die Analogie zu Christus erschließt sich aus der Ähnlichkeit des Verhaltens im Gottesgehorsam und der Opferbereitschaft. Aufgrund dann dieser Analogie kann die Verheißung der Nachkommenschaft Abrahams auf die Nachfolge Christi ausgelegt werden, die in die gesamte Menschheit hinein ausstrahlt. Durch sie wird die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn Gott nicht vorzuenthalten, ihm den Sohn nicht zu verweigern, in einer geistigen Bedeutung für die Begründung der Gottesgefolgschaft (in seiner kommenden Herrschaft) vernommen. Die analogia fidei erzeugt Erkenntnis aus Ähnlichkeiten in den Verhaltensstrukturen und Figurationen der Glaubenserzählungen. Ein mehr sinnliches, auf den Gattungsprozess bezogenes Verhalten und ein geistig wirksamens Geschehen werden füreinander als bedeutsam erkannt.Daß Abraham bereit ist, allein auf Gottes Wort hin, ihm seinen Sohn leiblich zu übergeben, bedeutet, daß Gott in ihm einen Sohn erhält. Mit dem Wort des Einhalts verhindert Gottes Stimme die Opferung im Fleische. Die beanspruchte Sohnschaft kann nur im Hören auf Gottes Wort sich zueignen, nicht materiell übereignet werden, nicht dadurch daß wir über jemand anderen verfügen, und es kann so nur Abraham selbst in seinem Gehorsamsverhalten sein, der die Stelle des Gottessohns vertritt, da er sich als treuer Gottesknecht erweist.Es hätte vielleicht naheliegen können, die Sohnesopferung dadurch auf das Christusopfer zu beziehen, daß man eine Analogie von Abraham zu Gott als Vater herstellt. Doch ist es Abraham, der das Opfer zu bringen und zu vollziehen hat: an seinem Fleisch und Blut – und an all seinen ehelichen Nachkommen und damit an sich in der Bestimmung, Vater und Herr eines Hauses zu sein. Auch ist es vom Evangelium her Gott der Vater, der seinen Sohn ‚hingibt’, aber er opfert ihn nicht, sondern es ist der Sohn, der den Willen des Vaters zur Rettung und zur Erneuerung der Gotteskindschaft für alle Menschen erfüllt, da er sich opfert und sich als Mensch mit Leib und Seele der Geißelung und der Tötung preisgibt, sich dem Gericht und der Gewalt der Menschen unterstellt. Die Hingabe des Sohnes ereignet sich von seiner Zeugung her und diese Zeugung des Logos ist eins mit der Segnung, ist die Salbung, ist das Erkennen als Sohn in der Liebe Gottes: „Heute habe ich dich gezeugt“ (PS 2.7 - vgl. auch „Taufe im Jordan“).In der Geistsegung im Jordan, noch für Jesus selbst nur erfahrbar, und jetzt auf dem Berg, für die auserwählten Jünger (Mk 9,2-10) vernehmlich, findet mit der Anerkennung als geliebter Sohn die Zueignung als Mensch in die Gottessohnschaft statt, die menschlich nur als Auftrag und Sendung bewußt werden kann. Die Unschuld Isaaks, die in seiner arglosen und doch ahnungsvollen Seele anklingt, kann auf das Lamm Gottes, auf die Sündelosigkeit Christi („in allem uns gleich außer der Sünde“) hin gedeutet werden. Dadurch verwandelt sich aber die Verheißung der Nachkommenschaft in die Bestimmung der Nachfolge als ein Wiedererlangen der Gotteskindschaft in Teilhabe an der sich erneuernden Unschuld, die nicht durch das Opfer unschuldiger Menschen, sondern nur durch die Schuldübernahme Gottes selbst als Mensch so erfolgen kann, daß sie uns (als Botschaft, als geistig wirksames Ereignis) in die Gefolgschaft ruft, Sünden zu bereuen, Schuld zu übernehmen (statt Schuld zuzuweisen) und Sünden zu vergeben, wie wir Gott bitten, uns unsere Sünden zu vergeben.*Menschen zu opfern, ist in der Tat Schuld und durch nichts zu rechtfertigen. Die Stimme Gottes, die im Gehorsam Abrahams ihn in Versuchung führt, spricht zu ihm, der unter einem anderen Volk lebt und in der Fremde weilt, wie einer jener Götter, der ein Kindesopfer verlangt. Er verlangt nach dem einziggeborenen, dem geliebten Sohn – und er tut dies als jener Gott, dessen Segen ja Fruchtbarkeit und reiche Nachkommenschaft bedeutet. Allein mit der Abweisung des so verstandenen Rufs in das ihm nachkommende Opfer, dann der Gottesbote diese Wesensbestimmung des Gotts Abrahams bestätigen. Die Hingabe des einziggeborenen Sohnes an Gott entzieht ihn in Wahrheit nicht der Genealogie und der Nachkommenschaft, sondern gibt in der Verwandlung die Bedeutung des Rufs an Abraham zu erkennen, mit seinem Sohn sich selbst und alle seine Nachkommen an Gott als Sohn und Kinder zu übergeben, damit alle auf sein Wort im Leben und als Lebendige hören und es bezeugen können. Wäre Abrahame analog zu Gott Vater zu deuten, dann würde der Vater den Sohn im Hochopfer für sich hinzugeben verlangen. Dies führte zu einer Fehlbestimmung der Gottesorientierung in der Sendung. Vom Evangelium her gibt Gott der Vater seinen einziggeborenen Sohn für die Menschen, „für uns alle hingegeben“ (Röm 8,32, χαρεσεται; 2. Lesung); wir haben hier keine Figur des Selbstzwecks oder der Selbstliebe oder der Selbstgenugtuung. Die Liebe und ihre Bestimmung als die des Vaters erschließt sich allein aus dem Verhalten des Sohne uns gegenüber, der Zusage Gottes, bei uns zu sein, bis in den Tod und durch seine Überwindung treu.
Das Markusevangelium flicht auch in der Verklärungserzählung in 9,2-10 etwas von den Schwierigkeiten ein, die die Jünger haben, um zu verstehen, was es mit der Botschaft Jesu auf sich hat. Den Geist der Verkündigung kann man nicht einfach in der Entgegensetzung zum Körperlichen und Sinnlichen Geschehen erfassen, aber ihm eben auch nicht in einer auf das Leibliche bezogenen Reaktion entsprechen.Es ist Ausdruck der Verwirrung („Er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte“ 9,6) daß Petrus vorschlägt, Hütten, genauer: Zelte zu errichten, damit der verklärte Jesus mit Moses und Elija in der Hitze der mittäglichen Sonne auf dem Berg bleiben können. Die Gottesstimme aus den Wolken löst die Verwirrung, da sie die Salbung erneuert und die Vollmacht für Jesus verkündet, in seinem Namen zu sprechen. Das „auf ihr sollt ihr hören“ legt die Szene aus, in der Jesus der Gestalt seiner Erscheinung nach verwandelt (μετεμορφοθη) sich mit ihnen beredet. Diese Zeichen der Gleichrangigkeit mit Moses und El?a, die nicht einfach nur für Gesetzesverkünder und die Propheten stehen, sondern in das „Wiederherstellen“ (vgl. Mal 3,23f; Mk 9,12) als Auftrag Jesu weisen, das die Passion, das Leiden und den Tod verlangt. Die sein Erscheinen verwandelt zeigende Verklärung weist in diesem Bewußtsein, was an zu Erleidendem abverlangt werden wird, auf jenes Wiederherstellen durch die Auferstehung hin, die nachösterlich eine verwandelte Gestalt uns zu ersehen gibt, die nur in der Nachfolge und der Befolgung des „auf ihn sollst ihr hören“ begriffen werden kann, wie durch sie im Gedächtnis von Passion und Auferstehung, uns Gott in Wort und Werk des Geistes begegnet.Die Gestalten von Moses und El?a verschwinden nach dem Wort, das die Jünger aus ihrer Starre löst. Sie blicken um sich und sehen nur noch Jesus als den, der den mit Moses und El?a verbundenen Auftrag zu erfüllen übernommen hat. Ihnen, um den dreien, sich miteinander zu beraten, ein Bleiben zu geben, ist ein Schutzdach aus Palmwedeln oder Tuch zu errichten zwar verfehlt und zeigt die Verwirrung als Verwechslung der verklärten Gestalt in der Gemeinschaft der Heiligen und Propheten; doch wird es durchaus gelten, dem Gedächtnis dieser Bevollmächtigung des Wortes Jesu ein Haus zu bauen, das ihm ein Bleiben unter uns und für alle Nachkommen durch deren Gefolgschaft und das Hörenkönnen das Worts sichert. Das Haus des verkündenden Gedächtnisses des bei uns bleibenden Worts Gottes wird die Kirche sein – und Petrus, der dies vorschlug, wird als Stein eingesetzt werden, auf dem dieses Haus erbaut werden soll, durch sie gleich und, die Jünger.