• Denn Freiheit ist ein großes Thema der Bibel: einmal die zentrale Geschichte der Befreiung aus der Sklavenherrschaft in Ägypten – und dann auch die neutestamentlichen Schriften, die davon sprechen, dass wir befreit sind von Sünde, von Angst, dass wir eine Hoffnung haben, dass wir Horizonte vor uns sehen, die uns in die unendliche Weite der Liebe Gottes führen.

    Das sind alles Motive und Bilder, die im Grunde genommen ein großes, ja, ich würde fast sagen, ein großes Freiheitspathos haben, aber irgendwie ist es zu einer Trennung gekommen von dem, was wir unter Freiheit verstehen, und dem, was vielleicht die Bibel mit der Freiheit meint und was in der Kirchengeschichte sich dann auch konkret in den Auseinandersetzungen gezeigt hat.

    Kardinal Reinhard Marx, Deutschlandfunk, 6.7.2020

De libertate arbitrii (1080-85)


Freiheit ist das Vermögen, Rechtheit zu wahren, umwillen der Rechtheit in der Einheit von Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit selbst.


In seinen Werken zur Wahrheit (de veritate), der Freiheit des Willens (de libertate arbitrii) und dem Fall des Teufels (de casu diaboli) erarbeitet Anselm ein Gefüge der Rechtheit als aus annehmender Einsicht selbstbindener Haltungsausrichtung des Angemessenen, das sich nicht allein auf Beurteilungen stützt, sondern willensbestimmende Entscheidungen berücksichtigt, in denen auch falsche, den eigenen Bedingungen und Vermögen nicht angemessene Entscheidungen getroffen werden können.

Das Vermögen selbst im sich bewußt zu sein fähigen Verhalten hat immer, weil für es ursprünglich, am Maß der Rechtheit teil und es unterliegt darum seine Vernunft der Aufgabe, Wahrheit und Gerechtigkeit in der Rechtheit des Handelns zum Bestimmungsgrund des Willens für das wahrhafte Seinkönnen als frei in vereinigender Annahme der Maßgabe - um ihrer selbst willen - also in Achtung ihrer Würde aus ursprünglichem Grund zu wahren.

Das Vermögen der Freiheit bildet sich aus der Fähigkeit, die Wahrheit zu lieben und dem gerecht zu werden, was sich uns zu beurteilen aufgibt.


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Links

St Anselm of Canterbury (1033–1109 AD) in the works “On Truth” (De veritate), “On Freedom of Choice” (De libertate arbitrii), and “On the Fall of the Devil” (De casu diaboli) worked out a metamodel of rectitude (truth) according to which not only statements, but wills, actions, the senses, essences can be right or wrong.

St Anselm on Rectitude and Freedom of Will

Text in Englischer Übersetzung (Jasper Hopkins)

A systematic reading: De libertate arbitrii, The ideas of freedom and the will of Saint Anselm


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