Thesen zum Gerechtigkeitsverständnis

Thesen zum Begriff Gerechtigkeit

Gerechtigkeit ist nicht Vergeltung, und doch nehmen wir in der Suche nach Einsicht, was gerecht ist, in Gedanken Bezug auf eine der Tat angemessene Reaktion. Vergeltung meint dann eine Art von Ausgleich, entweder für den Schaden, der angerichtet ward, also als eine Wiedergutmachung, oder daß dem, der eine rechtsverletzende, eine ungerechte Handlung begangen hat, diese in ihrer Art ihm wieder geschieht, als Strafe also oder als Rache.

In jener Handlungsweise aber, die als ungerecht Gerechtigkeit als Vergeltung in unserem Gerechtigkeitsbewußtsein herausfordert, kommt Gerechtigket schon in einer anderen, vielleicht grundlegenderen Bedeutung vor, von der wir die Idee der Gerechtigkeit allererst erschließen und mit der wir uns auf unser Verhalten als eines zur Gerechtigkeit verpflichteten dort besinnen können, wo unser Empfinden (im Gedächtnis eines erlittenen Unrechts) nach Vergeltung ruft.

Wie uns die Geschichte von Michael Kohlhaas lehrt, mag in manchen Bereichen eine Wiederherstellung (des beschädigten, entwendeten Guts, seiner unrechtmäßig inquirierten Pferde) möglich sein.

Eine Handlungsweise wird uns aber als ungerecht bewußt und empfindbar, wenn sie etwas durch ein heiliges Recht Geschütztes verletzt. Diese hat selbst etwas mit einer Angemessenheit, einem Ausgleich und einer Achtung zu tun.

So empfinden wir es als ungerecht, wenn jemand sich Lohn und Verdienst anmaßt, die jemand anderer erarbeitet hat. Gerechtigkeit scheint sich auf ein Arbeitsverhalten im Handeln zu beziehen, für das die Handlungen bestimmt sind, Sorge für die Wahrung der Arbeitsresultate zu tragen, also das Eigentum am Produkt als dem ihm zustehenden Lohn (das wird anders, wenn es um Lohnarbeit geht). Produktive Arbeit als Erwerb von Besitzansprüchen am Resultat, am Produkt (wem aber gehört der Stoff?).

Die Botschaft des Evangeliums bricht diese Vorstellung von „Lohngerechtigkeit“.

Gerechtigkeit ist nicht Verteilung, weder gleichmäßig nach Verdienst in der Zeit noch ungleichmäßig nach Willkür. Die Vorstellung einer Verteilungsgerechtigkeit setzt einen Besitzer voraus, der gemäß dem, was ihm durch den Gebrauch seines Eigentums zugearbeitet wird, anteilmäßig von diesem wiederum verteilt. Diese Vorstellung bildet sich für die Verteilung von Grundbesitz für die Eigenbewirtschaftung (bäuerlich).

Gerechtigkeit als göttliche hingegen ist erlösend, nicht verschont sie die Bösen, ohen sie in die Umkehr zu leiten, zur der sie durch die Propheten und durch DEN Propheten im Geist der Wahrheit gerufen sind [Gerechtigkeit und Wahrheit] (ohne sich vom Grund ihres Herzezns her, das sich reinigt, zu erneuern).

Gerecht zu sein, heißt, Guten und Bösen gut zu sein. Es erfordert Weisheit und kann nicht „gegeben,“, nicht gewährt werden, ohne Annahme in der Umkehr, in der Berichtigung (der Disfunktionalität sich entwindend, der Verletzung von Gemeinschaft und der Heiligkeit ihrer Vermögen und Bedingungen).

Gerechtigkeit selbst nicht isoliert zu erkennen. Je nur dem Widerstreit gegenüber, in den sie gerät und uns in der Einsichtssuche selbst gezogen hat, der sich durch die Verletzung des Heiligen, des Würdigen ergibt (einstellt). Der Gerechtigkeit Suchende ist darum nie frei vom Widerstreit, hat (nimmt) unabweislich Anteil an der Ungerechtigkeit im sich ereignenden Streit.

Gerechtigkeit wirkt darum als sie selbst nur in Überwindung von Widerstreit und ist als erlösende mit Güte in der Kraft / Macht notwendig (unabtrennbar) verbunden (sonst nicht göttlich, sonst nicht sie selbst!)

Gerechtigkeit der Güte gegenüber, dort, wo keine Güte ursprünglich die Vermögen ermöglicht, sondern wo Handeln sie und in ihrer Würde mißachtet.

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